Die Netflix-Formel für packendes Storytelling
„Unsere Website soll informieren – nicht unterhalten.“
Schade. Dann wird sie auch niemand an sie erinnern.
Denn Information ohne Emotion ist wie Fernsehen vor 1995:
lineares Programm, kein Mitfiebern, kein Bleiben.
Menschen konsumieren keine Inhalte sie folgen Spannung.
Und die entsteht nicht durch Floskeln, sondern durch Story.
Mal ehrlich: Wann hast du zuletzt eine Website „gebinged“?
Du weißt schon – wie bei Netflix.
Einmal reingeklickt, und plötzlich sind zwei Stunden vergangen.
Richtig: Kommt selten vor.
Denn die meisten Websites sind nicht gemacht fürs Dranbleiben.
Sondern fürs Abspringen.
Sie funktionieren wie früher das Abendprogramm:
20:00 Uhr Tagesschau.
20:15 Uhr Tatort.
21:45 Uhr Bettschwere.
Starres Menü. Starre Struktur. Starre Sprache.
Keine Spannung. Kein Sog.
Kein „Ich muss wissen, wie’s weitergeht.“
Netflix macht das anders.
Nicht, weil die Plattform so genial ist,
sondern weil sie genau weiß, wie du funktionierst.
Sie spricht dein limbisches System an.
Mit Microtriggern.
Mit Geschichten, die reißen.
Mit dem unscheinbarsten Button der Welt:
„Nächste Folge“.
Und jetzt die Frage:
Wo ist der „Nächste-Folge“-Button deiner Website?
Der Hook: Warum Websites sterben, die keinen starken Einstieg haben
Netflix weiß: Du hast 10 Sekunden.
Dann bleibst du – oder springst ab.
Deshalb startet sofort der Trailer. Ungefragt. Unwiderstehlich.
Websites?
Drei Sekunden. Und was sehen wir?
Ein austauschbares Stockfoto. Dazu:
„Als innovativer Lösungsanbieter gestalten wir digitale Erlebnisse mit
maximaler Touchpoint-Relevanz entlang der gesamten Customer Journey.“
Herzlichen Glückwunsch. Deine Website ist jetzt ein Moodboard mit Sprachfilter.
Und emotional so aktivierend wie ein Versicherungsformular.
Stell Dir vor, Netflix würde so kommunizieren:
„Wir sind ein führender Anbieter cloudbasierter Streaminglösungen für adaptive
Bitratenkodierung mit globaler Infrastruktur.“
Klingt total beeindruckend. Und ja: Netflix ist auch genau das!
Nur: Niemand würde deshalb auf Play klicken.
Denn wir wollen keine Technologie. Niemand interessiert sich dafür, wie der Stream funktioniert.
Völlig egal, ob es MP4, HLS oder ein edge-cached Low-Latency-Multicast-Stack mit
KI-optimierter Bitratenadaption, Blockchain-basiertem DRM und neuronaler
Echtzeit-Predictive-Delivery ist.
Wir wollen einen Grund, dran zu bleiben.
Und zwar sofort.
Netflix weiß das.
Viele Betreiber einer Website leider nicht.
Der Cliffhanger: Abbruch statt Ende
Der Erfolg von Serien? Folgen werden nicht einfach beendet, sie werden unterbrochen.
Mitten im Gefühl. Mitten im Konflikt.
Mitten im "Ich muss wissen, wie’s weitergeht."
Und dann kommt der Impuls:
„Nächste Folge“.
Websites hingegen?
„Hier ist unsere Unternehmensgeschichte.
Falls Sie interessiert sind, klicken Sie bitte durch unsere sieben Unterseiten. Ach ja: Und kaufen. Danke.“
Keine Spannung. Kein Weiterdenken. Kein „Was kommt jetzt?“
Gute Storys enden nie am Punkt, sondern in der Kurve.
Mit offenen Fragen. Offenem Raum. Offener Erwartung.
Wenn du willst, dass jemand weiterklickt, musst du ihn emotional unfertig lassen.
Die Charaktere: Warum Websites Persönlichkeit brauchen – nicht Performance
Würdest du zehn Stunden mit einer Figur verbringen,
die nichts sagt, nichts fühlt und nichts will?
Genau.
Niemand erinnert sich an „den Typen mit dem blauen Hemd aus Folge 3“.
Aber jeder kennt Walter White. Raymond Reddington. Frank Underwood.
Nicht, weil sie nett oder perfekt sind,
sondern weil sie Position beziehen.
Weil sie anecken. Weil sie wirken.
Und deine Website?
Klingt sie wie ein echter Mensch, oder wie ein Aushang im
Intranet?
Marken ohne Persönlichkeit funktionieren wie Serien ohne
Hauptfigur:
Sie laufen. Aber niemand bleibt.
Der Algorithmus: Wie Netflix führt – ohne dass du es merkst
Netflix zeigt dir, was du willst – bevor du selbst weißt,
dass du es willst.
Weil alles auf Wirkung gebaut ist:
Visuals. Headlines. Titel. Vorschau. Alles ist ein Köder.
Und deine Website?
„Herzlich willkommen. Klicken Sie sich bitte durch unser Menü.“
Danke für nichts.
Nutzerführung ist keine Navigation. Es ist Dramaturgie.
Gib nicht alles auf einmal.
Gib das Richtige im richtigen Moment.
Und zeig vor allem: Was kommt als Nächstes.
Der Flow: Warum deine Website keine Seiten braucht – sondern Bewegung
Netflix fühlt sich nicht an wie eine Abfolge, sondern wie ein Sog.
Keine Pausen. Keine Brüche. Kein Innehalten.
Eigentlich wolltest du ja aufräumen. Du sagst: „Ok, noch eine Folge.“
Und bist plötzlich bei Folge 13.
Gute Websites funktionieren genauso.
Sie führen – ohne dass man es merkt.
Sie ziehen – ohne dass man scrollt.
Sie halten fest – nicht mit Calls-to-Action, sondern mit Konsequenz.
Was deine Website tun muss
- Starte mit Spannung, nicht mit Selbstdarstellung.
- Sprich wie ein Mensch, nicht wie ein Mission-Statement.
- Baue Cliffhanger statt Textblöcken.
- Zeig, was als Nächstes kommt, bevor man fragt.
- Führe durch Story und nicht durch Sitemap.
- Und vor allem: Lass niemanden raus, ohne dass er mehr will.
Fazit
Du kannst weiter hoffen, dass jemand freiwillig sieben Unterseiten durchklickt, nur um am Ende deine „Über uns“-Chronik zu lesen.
Oder du baust eine Geschichte, die sie festhält, auch wenn sie längst gehen wollten.
Weil Websites, die nur informieren, im Kopf so lange bleiben wie das Wetter von letzter Woche.
Und Websites, die fesseln, gar nicht mehr rausgehen.
Let’s Talk.